Ballettabend mit faszinierenden Gegensätzen
Premiere von „Sommernachtstraum" und „Gaité Parisienne" im Theater Lüneburg
ab/t
Lüneburg. Es war ein Ballettabend der faszinierenden Gegensätze, den Ingrid Burmeister jetzt mit der Inszenierung der beiden Einakter „Sommernachtstraum" nach William Shakespeare mit der Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy und „Gaité Parisienne" nach Themen aus Werken von Jacques Offenbach und der Musik von Manuel Rosenthal im Theater Lüneburg vorstellte.
Natur pur und verwirrende Liebesränke allerbester Güte, romantisch verklärt, zeigte der „Sommernachtstraum". Ingrid Burmeister setzt hier voll auf das klassische Ballett. Elfen (Yarica und Anabel von der Osten sowie Heidrun Strahl und Susanne Janßen) erkunden in einer hauchdünnen farbigen Hülle (Kostüme: Sabine Meinhardt) in ständiger Bewegung einen mystischen Wald (Bühnenbild: Johanna Maria Fischer), ein Treffpunkt der Verliebten. Dort tummeln sich nicht nur die liebreizenden Elfen. Titania (Cordula Isabel Eccarius), Oberon (Ilya Kopytin), Helena (Kerstin Kessel) wetteifern mit dem einen Zaubersaft versprühenden Puck (Oleg Trutnev) sowie mit Hermina (Rosa Gehrmann), Lysander (Matthew Sly) und Demetrius (Oliver Hennes) um die günstigste Liebeskonstellation. Zettel (Herbert Goldschadt) bekommt Eselsohren aufgesetzt.
Markus Menke setzte mit Elke Tauber und Dobrinka Kojnova-Biermann in diesem Teil im Solobereich Akzente.
Bei „Gaité Parisienne" glänzten die Augen der Offenbach-Verehrer. Da entsprang aus purer Naturidylle plötzlich das pulsierendes Leben einer Großstadt. In einer lupenreinen Foyeratmosphäre im Hotel- und Bahnhofsmilieu bezaubern mit scheinbarer Leichtigkeit hingelegte Walzer- sowie Can-Can-Klänge das Publikum, das spätestens hier aus sich herausging und voller inniger Begeisterung mitklatschte. In diesem zweiten Teil des Ballettabends gab die Regisseurin den Tänzern Rollen, die vom geheimnisvollen (Thomas Pfeffer als Brasilianer) bis zum charmant frivolen Ausdruck (Kerstin Kessel und Heidrun Strahl als Kessler-Zwillinge) vom Publikum mit sichtlicher Freude aufgenommen wurden. Die Zuschauer münzten diese Freude im Schlussapplaus in Begeisterung um, mit der auch die Leistungen der Lüneburger Sinfoniker mit Nezih Seckin als dem Dirigenten des Abends gewürdigt wurden.
(Alexander Bach im Winsener Anzeiger vom 22.1.2006)