Ballettmeisterin Ingrid Burmeister verabschiedet sich mit "Manon" von ihrem Lüneburger Publikum.
Lüneburg. "Ich will mit dem Tanz Geschichten erzählen", sagt Ingrid Burmeister, Ballettmeisterin am Theater Lüneburg. Und offenbar ist das der zierlichen Frau mit den dunklen, hochgebundenen Haaren bisher gut geglückt: Mit rund 75 Prozent sind ihre Vorstellungen gut ausgelastet.
Auf die Bühne gebracht hat sie nahezu alles, was in der Ballettliteratur Rang und Namen hat: Klassiker wie "Dornröschen", "Romeo und Julia", "La Fille mal gardée" - eines ihrer Lieblingsstücke - oder mit "Carmina burana" und "Undine" auch moderne Sachen. "Mein Stil ist sehr vielseitig", sagt die ausgebildete Tänzerin und Choreografin. Musical, Oper, Operette und Ballett - alles habe sie gern aufgeführt. Der Satz "Das mache ich nicht", kam ihr nie über die Lippen.
Ihre Leidenschaft gilt dem Tanz, in allen seinen Facetten. Obwohl sie auch schon mal andere Pläne für ihre berufliche Karriere hatte: "Eigentlich wollte ich als Kleene ja immer zum Zirkus gehen und auf einem Trapez schweben. Und das klappte dann nicht und da bin ich eben zum Ballett gegangen", erzählt Burmeister mit deutlicher Berliner Sprachfärbung. Seit 58 Jahren ist Ingrid Burmeister jetzt am Theater. Zunächst als Tänzerin, dann als Choreografin.
Ihr Debüt in Lüneburg feierte sie 1988 mit dem Ballett "Manon" - und mit "Manon" verabschiedet sie sich auch von der Bühne. Für die dienstälteste Ballettmeisterin Deutschlands, deren Alter ihr Berufsgeheimnis bleiben soll, wird die aktuelle Spielzeit ihre letzte sein. Auf einen Vergleich zwischen der ersten Manon-Aufführung und der aktuellen Inszenierung will Ingrid Burmeister sich nicht einlassen: "Das geht nicht, schließlich sind es andere Tänzer und jeder hat seine eigene Art, seine eigenen Schönheiten."
Von der damaligen Besetzung stehen noch Kerstin Kessel und Thomas Pfeffer - inzwischen Regieassistent des Schauspiels - bei der Neuauflage auf der Bühne. Als Solisten mit dabei sind Yarica von der Osten, Mathew Sly, Oleg Trutnev und Rosa Gehrmann. Und alle tanzen sie - im wahrsten Sinne - nach Burmeisters Pfeife. "Einer muss ja sagen, wo es langgeht", begründet die Ballettchefin und lächelt. Bei ihren Inszenierungen hat Burmeister daher nicht nur beim Tanz den Hut auf: Auch bei Bühnenbild, Kostüme und Musik hat sie ein Wörtchen mitzureden. "Es ist reizvoll, das alles beeinflussen zu können und ein Gesamtkunstwerk zu kreieren", sagt sie. Das bedeutet intensive Vorarbeit. Für die aktuelle "Manon"-Inszenierung studierte Ingrid Burmeister Antoine Francois Prévosts Roman "Geschichte des Chevalier Des Grieux und der Manon Lescaut" aus dem Jahr 1731. "Es geht um Liebe", verrät Ingrid Burmeister.
Die Handlung: Das Mädchen Manon entscheidet sich für ein Leben an der Seite des armen Studenten Des Grieux und nicht für den Luxus, den ihr der reiche GM bietet. Die Folgen sind katastrophal. Sie landet im Gefängnis, verliert ihre Heimat, ihr Bruder stirbt. Not und Elend, Leben und Sterben für die wahre Liebe - Stoff für großen Tanz und große Gebärde. Wichtig sind der Choreografin dabei nicht nur die technischen Qualitäten ihres Ensembles: "Ich will Menschen sehen und keine Puppen. Die Tänzer müssen die Rolle glaubwürdig auf die Bühne bringen."
Ob das bei "Manon" gelingt, davon sollen sich die Zuschauer am besten selbst überzeugen. "Reingehen und gucken", lautet denn auch Burmeisters Tipp. Und auch sie selbst will diesem Ratschlag in Zukunft häufiger nachkommen. "Da ich ja dann nicht mehr selbst am Theater bin, geh ich eben vorne rein", bringt Ingrid Burmeister ihre Pläne für den Ruhestand auf den Punkt.
"Manon" Premiere am 13. Februar, weitere Vorstellungen am 17. und 24. Februar sowie am 6., 14., 18., 23., 26. und 30. März und am 9., 11., 18., 25., und 30. April. Karten unter Telefon: 04131/75 20.